Gepostet von Luca Engl, am 27.09.2021

Überall schießen neue Plattformen aus dem Boden. Doch viele Apotheker sind noch unsicher, ob sich ein Engagement lohnt. Abschreckend wirken vor allem hohe Kosten sowie eine mögliche Abhängigkeit von einem Drittanbieter. Einer nicht repräsentativen DAZ-Umfrage zufolge haben knapp 41 Prozent der befragten Apotheker nach eigenen Angaben noch keine klare Position gefunden, wie sie zu Plattformen im Apothekenmarkt stehen sollen. Gut 30 Prozent lehnen sie grundsätzlich ab und 29 Prozent befürworten sie.

Die Umfrage zeigt auch, dass in erster Linie die hohen Grundgebühren und Transaktionskosten (40 Prozent) interessierte Apotheker abschrecken. Rund 31 Prozent scheuen auch die Abhängigkeit von einem Drittanbieter. Einschränkungen in der unternehmerischen Freiheit spielen hingegen eine untergeordnete Rolle (7 Prozent), ebenso wie der mögliche Verlust der Individualität der Apotheke (10 Prozent). Rund 11 Prozent gaben an, für sich nur Vorteile im Plattform-Konzept zu sehen.

Nach dem heutigen Stand der Dinge ist die Teilnahme an einem der am Markt befindlichen Apothekenportale vor allem kein preiswerter Spaß. Fraglich ist auch, ob die angeblichen bzw. vermeintlichen Vorteile die Kosten rechtfertigen. 

Preise Portale

Gesund.de - Plattform von ProAVO, Phoenix und Noventi (Apora und DeineApotheke)

●        Startgebühr 799 Euro

●        Monatsgebühr 199 Euro, Aktionspreis monatliche 149 Euro plus drei Freimonate 

●        Transaktionsgebühren 6 Prozent für jeden Non-Rx-Kauf über den Shop

 

Das ursprünglich für apora entwickelte E-Commerce-Modul wird nun die technische Basis für den OTC-Shop von gesund.de bilden

 

ia.de - Zukunftspakt Plattform von Noweda und Burda 

●        Basispaket 115 Euro im Monat, 9,90 Euro/mtl. für das Plus-Paket

●        Transaktionsgebühren 5 Cent pro Non-Rx und 20 Cent pro eingelöstem Rezept 

●        Ein Preis pro Medikament für alle Apotheken (wer legt den Preis fest?)

 

Plattform DocMorris 

●        Monatsgebühr 399 Euro pro Apotheke 

●        Transaktionsgebühr 10 Prozent des Nettoverkaufspreises auf alle Bestellungen von Produkten, die nicht ärztlich verordnet sind  

 

DocMorris will dafür „ein umfassendes E-Commerce-Erlebnis mit Mehrwertdiensten“ bieten.

 

apotheken.de - Portal des Deutschen Apotheker Verlags

●        Monatsgebühr 109,90 Euro 

●        Keine Transaktionsgebühr

 

Für Apotheken lohnt es sich also genauer hinzuschauen, und sich in aller Ruhen und sehr genau zu überlegen, ob sie sich einem der Portale wie gesund.de, Docmorris und Co.  anschließen, oder nicht doch besser einen eigenen Shop betreiben bzw. mit verbundenen Apotheken ein eigenes Portal eröffnen. 

 

Neben all den Fragen zum Benefit für den Apotheker, zu den Leistungen und Services, die dem Apotheker geboten werden, steht vor allem die Gretchenfrage im Raum: Wie stehts mit der Unabhängigkeit, z.B. bei der Preisgestaltung und dem Einfluss? Da Plattformen den Regeln des Betreibers folgen, gibt es für den einzelnen Apotheker nur sehr eingeschränkte Einflussmöglichkeiten. Die mangelnde Präsentationsmöglichkeit der individuellen Leistungsfähigkeit und das teilweise Fehlen einer individuellen Preisgestaltung macht die Apotheken auf den Plattformen zudem mit einem Klick „austauschbar“.  Darüber hinaus besteht auch immer die Gefahr, mittelfristig in eine Abhängigkeit zu geraten, die für die Apotheke das Aus jeder Unabhängigkeit und Eigenständigkeit bedeutet. Mit viel Pech wird die Apotheke dann nur noch als Abwickler der Bestellung wahrgenommen. Neben den hohen monatlichen Grundgebühren muss der Apotheker zudem auch noch mit den unkalkulierbaren Transaktionskosten leben. 

 

Viele Gründe, die ein Nachdenken über einen eigenen Shop oder ein gemeinsames Portal mit assoziierten Apotheken nahelegen. Viel spricht auch dafür, das Online-Geschäft in die eigenen Hände zu nehmen. Statt nur Bittsteller ist der Apotheker mit einem eigenen Shop auch Herr im eigenen Haus. Sämtliche Investitionen fließen in die eigene Taschen bzw.Lösung. Im hart umkämpften Markt für OTC-Produkte hat der Apotheker die Preishoheit über seine Angebote und Produkte und punktet zudem mit Individualität und Persönlichkeit. Und um seine Sichtbarkeit in Online-Suchmaschinen zu verbessern, braucht der Apotheker keine Plattform. Das geht auch mit der eigenen Online-Apotheke - gerade mit einem gut gepflegten Google MyBusiness Profil.

 

Kritiker könnten jetzt einwenden, dass der Apotheke auch alle Kosten (Einrichtungsgebühr, monatliche Gebühr etc.) alleine trägt und es doch schon eines gewissen Traffics bedarf, um die Investition wieder einzuspielen. Mag sein. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung: eine Portallösung die von mehreren Apotheken im Filiaverbund oder als Kooperation gemeinsam betrieben wird. Die einzelne Apotheke wird Teil einer Digitalisierungsstrategie ohne großen Aufwand und mit Kostenbeteiligung der anderen teilnehmenden Apotheken.

 

Beispiel: bei einmaligen Setup-Kosten ab 2.900,- Euro und einer monatlichen Gebühr ab 499,- Euro für vier teilnehmende Apotheken fallen für jede Apotheke einmalig 725,- für das Setup und 124,75 Euro monatliche Grundgebühr und keinerlei Transaktionskosten an. Bei steigenden Teilnehmerzahlen sinken selbst bei steigenden Setupkosten und den ab 10 Apotheken fälligen ABDATA Webshop-Lizenzen sowohl die Setup-Kosten als auch die monatliche Grundgebühr deutlich.

 

Und was bekommt man dafür? Einen modernen Auftritt inkl. Click & Collect und Botendienst, komplett vorkonfiguriert und mit eingespieltem Content. Jede Apotheke hat die Möglichkeit die eigene Individualität zu präsentieren mit Hilfe von individuelle Designtemplates oder Auswahl von bereitgestellten Designtemplates. Zudem kann eigener Inhalt direkt über den eigenen Backoffice Bereich (Homepage-Service integriert) erstellt werden. Die Erreichbarkeit wird per Direktverlinkung oder Direktaufruf der Domain der Apotheke gewährleistet. Individueller Bestands- und Preisabgleich sowie automatische Auftragsübergabe durch direkte Anbindung an die Apothekensystemhäuser sollten ebenso zu den Features gehören wie Großhandelsverfügbarkeit unter Berücksichtigung der Liefertouren und schnelles Onboarding von neuen Apotheken – quasi per Knopfdruck. Bei einem eigenen Shop oder einer Portallösung bleiben die Umsätze und Kunden komplett in der Apotheke und sind zudem provisionsfrei. 

 

Bevor der Apotheker nur noch als verlängerter Arm eines der gerade auf den Markt drängenden Plattformen wahrgenommen wird, sollte er sich genau überlegen, ob und welchen Mehrwert eine derartige Plattform ihm bieten kann.

 

Mit einer eigenen Online-Apotheke, z. B. einem RegioShop ab 2.180.-Euro Setup-Kosten einschließlich Bereitstellung, Onboarding und Coaching sowie monatlichen Kosten ab 149,- Euro, bietet der Apotheker nicht nur seinen Kunden eine virtuelle Tür zu seine Apotheke, sondern hält sich alle Optionen offen, sich an andere Portale oder Plattformen anzudocken, wenn er das möchte. Mit einer eigenen Online-Apotheke kann er mit seinem Service, seiner Beratungskompetenz und einer hohen Verfügbarkeit punkten und Kunden an sich binden. Ein eigenes Portal bietet dem Apotheker dagegen zusätzliche Chance auf Neukunden, die er als Einzelkämpfer nicht erreichen würde. Ob ihm das als eine Apotheke unter vielen auf den neuen “Gesundheits-Plattformen” so auch gelingt, darf bezweifelt werden. Und noch haben die Apotheken-Plattformen - wenn sie denn dann im Markt angekommen sind - nicht unter Beweis gestellt, dass sie als Rettungsanker gegen weiteres Apothekensterben etwas taugen.

 

Wenn Sie wissen wollen, was Experten wie Mario Amthauer - Geschäftsführer von aporadix, Apotheker Abdellatif Daka - Inhaber WirfürDich Apotheke, Chris Günter - Inhaber der Webagentur caesar gustav, Steffen Kuhnert - Apotheker & Geschäftsführer FDA FragDieApotheke GmbH und Apotheker Dr. Arne Trettin, Inhaber der Alpha Apotheke, zu dem Thema meinen, lesen Sie das Interview “Apothekenplattformen - Fluch oder Segen?” in einem unserer nächsten Newsletter.

 

Autor: André Glombitza, Leiter Marketing und Vertrieb Mauve Mailorder Software

 

 

Schlagwörter: news Newsletter September 2021
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