Gepostet von Calvin Möller, am 12.05.2023

Turmtalk - Der Podcast für Apotheker #17

Der Apothekenmarkt verändert sich, nicht zuletzt durch die Einführung des E-Rezepts. Der bislang gängige Papier-Prozess der Rezeptbearbeitung und -abrechnung des bekannten Muster-16-Rezepts zwischen Apotheken und Krankenkassen ist komplex, zeitaufwendig und durch diverse Medienbrüche bestimmt. Sowohl auf der Seite der Apotheken als auch der Krankenkassen führen extern beauftragte Abrechnungsdienstleister Prüfungen und die Abwicklung der Zahlungsprozesse durch. Deshalb beschäftigt sich der TurmTalk diesmal mit der Frage, wie sich die Abrechnung von E-Rezepten und die Rezeptprüfung effizienter gestalten und Bürokratie in der Apotheke abbauen lässt. Antworten auf diese Frage gibt im aktuellen Mauve Podcast Frank Böhme, Geschäftsführer der Scanacs GmbH. Mit der richtigen Lösung lässt sich die Rezeptprüfung in Echtzeit bewerkstelligen und die Apotheker können zeitnah ihr Abrechnungen rausschicken. Wie das Ganze funktioniert, welche Vorteile die Scanacs-Lösung dem Apotheker im Rahmen der Direktabrechnung noch bietet und wie sie den Apotheker besser vor Retaxierung als im bisherigen Prozess schützt, hören Sie im aktuellen Turmtalk.    


Inken Große: Hallo und herein zum TurmTalk von Mauve Software, dem führenden Anbieter von Lösungen zur Digitalisierung von Apotheken und ihren Services. Was ist eigentlich Mauve?

Mit den von Mauve entwickelten Tools, Schnittstellen, Anwendungen und Online-Touchpoints öffnet der Apotheker seinen Kunden eine virtuelle Tür zu seiner Apotheke vor Ort und erweitert damit den direkten Kontakt zum Kunden um eine digitale Ebene.

Mein Name ist Inken Große und wir beschäftigen uns heute mit der Frage: Wie lässt sich die Abrechnung von Rezepten und die Rezeptprüfung effizienter gestalten und Bürokratie in der Apotheke abbauen? Dazu ist heute Frank Böhmer, Geschäftsführer der Scanacs GmbH, zu Gast bei uns hier im Turm. Er und seine Firma beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit diesen Fragen und wir sind gespannt auf seine Antworten. Und damit erst mal herzlich willkommen. Und schön, dass Sie da sind. Und natürlich auch die Bitte, sich kurz vorzustellen, bevor wir ins Thema abtauchen.

Frank Böhme: Auch ein herzliches Willkommen von mir. Vielen Dank, dass ich da sein darf. Mein Name ist Frank Böhme. Ich bin Gründer und Geschäftsführer von Scanacs, einem Unternehmen, das versucht, einen der zentralen Prozesse im deutschen Gesundheitswesen zu digitalisieren, nämlich die Abrechnung von Arzneimitteln. Also ein Prozess, der zwischen Apotheken und Krankenkassen läuft.

Inken Große: Der Apothekenmarkt verändert sich nicht zuletzt durch die Einführung des Rezepts. Aber der bislang gängige Papierprozess der Rezeptbearbeitung und Abrechnung des bekannten Muster 16 Rezepts zwischen Apotheken und Krankenkassen ist komplex, zeitaufwendig und durch diverse Medienbrüche bestimmt. Sowohl auf der Seite der Apotheken als auch auf der der Krankenkassen führen extern beauftragte Abrechnungsdienstleister Prüfungen und die Abwicklung der Zahlungsprozesse durch. Im Zuge der Einführung der weiteren Verbreitung des Rezepts gewinnt die Direktabrechnung zunehmend an Aufmerksamkeit und innerhalb der Apothekerschaft als alternative Abrechnung. Bevor wir nun ins aktuelle Thema einsteigen, das war vielleicht jetzt für den einen oder anderen ein bisschen sehr lang, möchte ich erst einmal ein wenig in der Geschichte zurückwandern. Sie beschäftigen sich ja bereits seit 2016, wenn ich richtig informiert bin, mit der Vereinfachung der Rezeptabrechnung. Was war der Auslöser, eine effektivere Lösung zu entwickeln? Oder um es mal modern zu sagen: Was hat Sie damals so getriggert?

Frank Böhme: Also eigentlich ist es gar nicht erst seit 2016, sondern mein gesamtes Berufsleben oder zumindest wesentliche Teile habe ich mich mit der Prüfung und Abrechnung von Arzneimitteln beschäftigt oder irgendwas mit dem Thema Arzneimittelversorgung zu tun gehabt. Und wenn man sich dann immer wieder mit den gleichen Fragestellungen beschäftigt: Warum dauert das so lang? Warum fließen Daten dahin? Wieso müssen Apotheken sehr viel Zeit in die Rezeptprüfung investieren und sich dann in zwölf Monaten nochmal damit beschäftigen? Und das Gleiche sieht man auch auf Krankenkassenseite, dann stellt man sich irgendwann die Frage, kann man das nicht verbessern? Und das war eben für mich auch so über die Jahre, sage ich mal, ein gewachsener Prozess oder ein fortlaufender Prozess, wo ich dann gesagt habe, jetzt ist sowohl die Zeit als auch die Technik da, um das gesamte Thema anzugehen, Scanacszu gründen und die Abrechnung neu zu denken.

Inken Große: Und was genau muss ich mir unter der E-Rezeptdirektabrechnung vorstellen? Also wie funktioniert sie oder was unterscheidet die E-Rezeptdirektabrechnung von der bisherigen Abrechnungsmethode?

Frank Böhme: Sie haben es ja eben schon angesprochen. Der aktuelle Prozess ist sehr komplex. Es gibt sehr viele Medienbrüche. Das heißt also, wenn Sie heute, 20. April, in die Apotheke gehen, dann werden die Rezepte natürlich von Apotheken Rechenzentren eingesammelt, nachdem Sie das Produkt bekommen haben. Klar, denn der Apotheker muss natürlich den Abrechnungsprozess organisieren. Und dann kommen die Rezepte in sechs bis acht Wochen bei den Krankenkassen an, die überweisen natürlich zunächst mal das Geld, damit die Apotheken auch keine Liquiditätsprobleme haben. Und dann läuft ein Prüfprozess. Da wird geguckt, sind Sie überhaupt versichert? Haben Sie die Zuzahlung geleistet? Ist das ein Produkt, was sie überhaupt bekommen dürfen? Oder ist das nur was für bestimmte Berufsgruppen? Sind die Rabattverträge eingehalten worden? Also sehr komplex. Und dieser Prozess dauert bei den Krankenkassen ungefähr zwölf Monate, weil einfach viel händische Arbeit noch dahintersteckt. Die Mitarbeiter vergleichen das Rezept mit den Daten, die geliefert werden von den Rechenzentren. Und wenn sie dort einen Fehler entdecken, dann kriegt die Apotheke in zwölf Monaten ein Anschreiben und da steht drauf: Achtung, dort hast du Fehler 123 gemacht und du hast jetzt drei Monate Zeit und kannst Einspruch einlegen.

Und was haben wir gemacht? Wir haben den gesamten Prozess auf Echtzeit beschleunigt, weil wir gesagt haben, wenn die Patientin in der Apotheke steht, dann sollen die Krankenkassen die Prüfung, die jetzt in zwölf Monaten läuft, doch gleich direkt am HV-Tisch laufen lassen. Und anschließend kann die Apotheke, und das ist auch das Wesentliche oder der wesentliche Faktor bei der Einführung der elektronischen Verordnung, voll elektronisch die Rechnung aus der Apotheke über die Scanacs-Plattform an die Krankenkasse übertragen und erhält auch direkt von ihr das Geld überwiesen. Das heißt also, man nutzt unsere Infrastruktur und unsere Technologie, um selbst als Apotheke abzurechnen und man braucht dafür keinen Dienstleister mehr.

Inken Große: Welche Vorteile würden Sie sagen, bietet die Rezeptdirektabrechnung noch für die Apotheke? Wenn Sie es zusammenfassen würden.

Frank Böhme: Also ich denke, einer der entscheidenden Punkte heutzutage ist Zeit. Und das ist natürlich gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, wo ich einen Fachkräftemangel habe, auch natürlich der steigende Wettbewerb, dass ich einfach gucken muss, wie kann ich mich beim Kunden positionieren. Und ich hatte mir das tatsächlich vor einigen Jahren mal in Schweden angeschaut. Da ging es schlichtweg um Liefergeschwindigkeit. Wie schnell kommt das Arzneimittel zum Patienten? Und da zählt eben jede Minute. Und wir machen nichts anderes, als dass wir die Apotheken von ihren Verwaltungsprozessen versuchen zu entlasten und sagen, passt auf, das ist eigentlich ein Prozess, der muss komplett im Hintergrund laufen. Du kriegst den Erstattungshinweis oder gar eine verbindliche Erstattungszusage von der Krankenkasse und konzentrierst dich auf deine Kunden. Du kannst beraten und verkaufen. Das sind die entscheidenden Themen. Natürlich gibt es auch Punkte, gerade werden wir immer wieder darauf angesprochen. Seit 2020 wissen wir, dass auch ein Rechenzentrum mal insolvent gehen kann. Da ist ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis zum Beispiel da, weil die sagen, ich will lieber den Prozess selbst in der Hand haben. Oder ich will täglich abrechnen, dennwir haben hier Apotheken, die stark wachsen und sagen, das sind teure Arzneimittel, da geht es um Liquidität und ich will jeden Tag abrechnen und ich will dann in zehn Tagen von der Krankenkasse mein Geld haben.

Das sind, so würde ich sagen, die entscheidenden Themen in der Apotheke. Und es ist nicht so, dass jeder Apotheker sagt, ich brauche jetzt alles, sondern was wir merken, ist, der eine konzentriert sich auf das Ziel und der andere mehr auf das Ziel.

Inken Große: Thema Scanacs. Welche Rolle spielt Ihre Firma in diesem Prozess? Ich meine, Sie haben es gerade schon allgemein gesagt. Deswegen zielt meine Frage bisschen mehr ins Detail. Wie funktioniert Ihre Lösung? Oder besser gesagt auch für die Apotheker, die halt zuhören, warum lohnt es sich für Apotheken, ihren Service zu nutzen?

Frank Böhme: Also erst mal kurz was zur Funktionalität. Sie müssen sich das so vorstellen. Das ist eine Plattform, das ist reine Technologie, die funktioniert wie ein Tunnel zwischen Apotheken und Krankenkassen. Die Krankenkassen können Prüfregeln konfigurieren, und bei der Apotheke steht sie dann am Tisch oder in dem Prozess. Gerade wenn wir jetzt an Mauve denken, wenn die Bestellungen eingeht oder das E-Rezept, wenn es dann demnächst zur Verfügung steht, kann mithilfe der Infrastruktur abgerechnet werden. Und das sieht man auch schon, dass einer der wesentlichen Punkte ist, dass wir natürlich ein Stück Hoheit über diesen Abrechnungsprozess an die Apotheken zurückgeben. Das heißt, das ist ein Werkzeug und auch eigentlich nicht mehr. Und wenn man sich das jetzt haptisch vorstellt, dann ist das eine browserbasierte Oberfläche und die Plattform kommuniziert über eine Schnittstelle - viele kennen das vielleicht, wenn man hier Zuhörer aus dem Apothekenmarkt haben - so eine Standardschnittstelle, die sich praktisch in das Warenwirtschaftssystem oder in die Versandlösungen von Mauve integrieren lässt. Und über die funktioniert die Prüfung, aber auch die Abrechnung.

Und dann in dieser Oberfläche können die Mitarbeiter in den Apotheken dann sagen, okay, ich will das abrechnen, ich will das abrechnen. Man kriegt da auch gute Informationen. Das ist sehr intuitiv gemacht, weil einfach User Experience für uns sehr wichtig ist und wir da auch ein Team für haben, das natürlich guckt, dass das ganz intuitiv zu bedienen ist. Wenn man aber nichts macht und die Rezepte werden ganz normal zum Beispiel aus dem Hause übertragen, das kann ja voll maschinell funktionieren, dann wird spätestens am ersten eines Monats die Rechnung an die Krankenkassen übertragen. Angenommen Sie sind jetzt mal drei Wochen im Urlaub, dann brauchen sich trotzdem nicht drum kümmern, dann gehen die Rezepte und die Abrechnung automatisiert raus.

Inken Große: Thema Rezept. Das ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage. Nicht jedes Rezept liegt heute bereits in digitaler Form vor. Ich wage sogar mal die Behauptung, dass heute noch mehr Kunden mit einem Papierrezept in die Apotheke kommen als mit einem E-Rezept. Können Apotheker ihr System auch für das Papierrezept nutzen?

Frank Böhme: Das geht ausdrücklich nicht. Wir haben das auch bewusst so gemacht. Wir sind ursprünglich mal damit gestartet, dass wir Papier digitalisieren wollten und so sind wir auch 2016 hier natürlich in den Austausch mit Mauve gegangen. Dann kam aber die Diskussion um die Einführung der elektronischen Verordnung und was man schlichtweg sagen muss, der Prozess läuft mit dem Rezept deutlich einfacher, weil ich rufe das E-Rezept, wenn ich diesen Token vorliegen habe, als Apotheke vom Speicher ab, kriegt die Information, dann kann die Prüfung darüberlaufen und dann kann ich abrechnen. Und von daher haben wir gesagt, für uns lohnt sich es nicht, auf den Prozess zu setzen, weil das muss man auch ehrlicherweise sagen, das können die Apotheken Rechenzentren heute sehr gut. Und da was zu bauen, wo wir auch glauben, das wird in der Perspektive, und zwar in der nahen Perspektive, in der Menge deutlich abnehmen. Also wir gehen davon aus, dass das E-Rezept jetzt in 2024 eigentlich schon im zweiten Halbjahr dieses Jahres deutlich an Bedeutung gewinnt. Das ist ja auch erklärtes Ziel der Bundesregierung oder des BMG.

Und wenn wir mal nach Österreich schauen, dann hat man gesehen, die haben es vor ziemlich genau einem Jahr eingeführt, nämlich im Juli 2022, da hat man nach sechs Wochen 90 % E-Rezept-Quote gehabt. Dann sieht man auch, dass sich eigentlich nicht lohnt für einen neuen Anbieter oder für einen Anbieter, der eher auf Plattform Technologie setzt, Dokumente zu verarbeiten.

Inken Große: Dann wollen wir das auch nicht weiter unterstützen und sind Befürworter des E-Rezepts. Der Horror für jeden Apotheker sind die sogenannten Retax-Anschreiben. Ist der Apotheker mit ihrer Lösung besser vor Retaxierung geschützt als im bisherigen Prozess? Und was bedeutet das für die finanzielle Planungssicherheit des Apothekers?

Frank Böhme: Also wir haben für jede Krankenkasse einen Prüfkatalog hinterlegt. Der lässt sich auch für jede Krankenkasse individualisieren. Und was wir aber jetzt gemacht haben, und das ist der wesentliche USP, dass wir jetzt für 19 Krankenkassen Prüfinformationen in den Apotheken zur Verfügung stellen, immer situationsbezogen. Das kann mal nur eine reine Information zum Befreiungsstatus sein, da muss jemand Zuzahlung leisten oder nicht, bis hin zu einer ganz kompletten Rezept-Vorprüfung, wo ich dann gucke, ist das ein Rabattarzneimittel oder so was. Oder wie ich es eben schon angedeutet habe, ist das vielleicht was, was nur für Mädchen bis 18 ist. Und dadurch entsteht natürlich folgendes, dass die Krankenkassen, die jetzt die Prüfung in Echtzeit laufen lassen und damit die Apotheken auch unterstützen in der Versorgung oder in ihren Verwaltungsprozessen überhaupt kein Interesse haben, später andere Taxationen auszulösen, denn es macht natürlich gar keinen Sinn, in Echtzeit die Prüfung in Apotheke laufen zu lassen und später eine Retaxationen auszulösen. Und unser Ziel ist natürlich und da sind wir jetzt praktisch mit dem gesamten Markt im Gespräch, weil das E-Rezept auch bei den Krankenkassen dazu führt, dass die bisherigen Prozesse einer kompletten Revision unterzogen werden, weil man natürlich überlegt, was heißt das eigentlich, wenn jetzt in Echtzeit abgerechnet wird?Welche Möglichkeit habe ich überhaupt, mit Apotheken noch besser zusammenzuarbeiten? Und das ist, glaube ich, tatsächlich eine deutliche Veränderung.

Inken Große: Schauen wir uns noch mal die Seite der Krankenkassen an und beleuchten die. Wie funktioniert die Direktabrechnung auf der Seite der GKV? Durch die enge Zusammenarbeit mit den Krankenkassen verfolgt Scanacs ja das Ziel, Apotheken eine Erstattungszusage zu geben, noch bevor Produkte abgegeben werden. Wie muss ich mir das als Blondine vorstellen?

Frank Böhme: Also das eine ist, dass wir mit jeder Krankenkasse, die unsere Plattform aktiviert, durch den Konfigurator gehen. Auf der Krankenkassenseite ist der zweite Tunneleingang und da gibt es einen Konfigurator, der enthält natürlich alle Prüfungen sowie die Vereinbarung zwischen Apotheker, Verbänden und Krankenkassen, was die so vorsehen, also Liefervertragsregelung. Dann versteht die Krankenkasse natürlich, was heißt das inhaltlich und was macht die Plattform in der Apotheke zum Zeitpunkt der Abgabe. Und was dort passiert, ist ein Bewusstsein zu schaffen, das sich zum Beispiel mit einer Taxation, die erst zwölf Monaten läuft oder stattfindet, ich lediglich Geld zurückhole, das ich bei einer Echtzeitprüfung niemals oder bei einer Echtzeitprüfung niemals hätte ausgeben müssen. Und zusätzlich ist natürlich das demografische Problem das gleiche wie in der Apotheke. Er hat keiner Lust, heutzutage standardmäßig Bilder zu vergleichen mit irgendwelchen Daten, sondern man guckt, dass man diese Prozesse, wie es das so schön dunkel verarbeitet, also dass alles maschinell dort natürlich durchläuft und ich die mir zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst für qualifizierte Tätigkeiten einsetze. Das können fachliche Themen sein, die gerade das Thema Arzneimitteltherapie Sicherheit betreffend. Bei verschiedenen Kassen gewinnt das immer mehr an Bedeutung und man sieht auch, dass da einige Kassen verschiedene Projekte laufen haben. Und das heißt, da wird es eine deutliche Verschiebung geben. Ich glaube, die Rezeptprüfung, auch aus den Gesprächen und wir sind jetzt da großflächig unterwegs, wird vollautomatisiert in den nächsten 24 Monaten laufen.

Inken Große: Und welche konkreten Vorteile ergeben sich für die GKV durch die von Ihnen entwickelten Lösungen?

Frank Böhme: Das eine ist natürlich, dass die Ressourcen gespart werden, also der personelle Aufwand geht natürlich deutlich runter. Dann ist es häufig auch so, dass man unter ökonomischen Aspekten gesagt hat, ich kann mir nicht jedes Rezept anschauen, das läuft maschinell, ein Teil läuft einfach durch, weil der Rezeptwert unter der Schwelle zum Beispiel von 250 € ist. Und das heißt, ich kann jetzt mit der Technologie eine Vollprüfung machen, ab dem ersten Sent und das führt auch dazu, dass ich zum Beispiel eine einheitliche Entscheidungsgrundlage kriege. Also wenn ich jetzt genehmigungspflichtige Leistung habe und dann wird das von dem einen Mitarbeiter so entschieden und bei dem anderen Mitarbeiter so, da können Sie der gleiche Patient sein, Sie gehen einfach nur in unterschiedliche Apotheken, dann führt das dazu, dass immer wieder auch mal unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden. Und hier sehen wir, das ist aber rein menschlich, würde ich ehrlich gesagt sagen. Das hat gar nichts mit bösem Willen zu tun, sondern es legt an der schieren Masse an Rezepten, die schlichtweg eingehen.Und im Alltag lässt sich das gar nicht anders organisieren. Was die Plattform macht, die hilft praktisch bei der Entscheidungsunterstützung und wir nehmen die Interpretationsspielräume raus. Das kommt zusätzlich noch hinzu,gerade zwischen Apotheken und Kassen. Sie müssen sich vorstellen, da sind jetzt Leute, die verhandeln die Verträge und dann sitzt ein Entwickler, der muss das in der Warenwirtschaft umsetzen. Ein anderer Entwickler muss es in die Prüfung der Krankenkassen einpflegen und die Plattform nimmt die Interpretationsspielräume raus, sodass ich dort im Prinzip sagen kann, an oder aus oder ja oder nein. Und damit sind alle auf dem gleichen Levelinnerhalb des Entscheidungsprozesses, ob das Produkt erstattungsfähig ist oder nicht. Es gibt auch ein paar Mehrwerte aus der schnelleren Abrechnung. Also einer der Nutzen ist zum Beispiel, dass die Daten viel schneller eingehen. So kann ich also die Liquidität besser planen. Wir sehen auch ein großes Potenzial beim Thema pharmazeutische Dienstleistungen, die ich darüber abrechnen, wo ich einfach individuelle Prüfregeln hinterlegen kann. Also da ist, glaube ich, ehrlich gesagt noch nicht das letzte Wort gesprochen, weil wir alle nicht hinter diese Digitalisierungswelle sehen können.Die fängt gerade an zu laufen.

Inken Große: Wenn der Apotheker direkt mit der GKV zusammenarbeiten kann, welche Rolle spielen in diesem Szenario dann noch die bisherigen Abrechnungsdienstleister? Oder besser gesagt welche Bedeutung haben sie noch in der Zukunft?

Frank Böhme: Also es wird ja immer ein bisschen kontrovers diskutiert und ich denke, wir werden dort eine Konsolidierung sehen im Markt. Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass nicht alle Apothekenrechenzentren vom Markt verschwinden. Es ist eine große Herausforderung, sage ich mal, in einem Transformationsprozess das eigene Geschäftsmodell zu überdenken und sich neu auszurichten. Der, der das nicht schafft, da bin ich total sicher, den werden wir über kurz oder lang nicht mehr im Markt sehen. Andere Anbieter und wir sind da auch im ganz guten Austausch, sehen wir, da ist eine hohe Dynamik auch da, um sich zu verändern. Und sicherlich bieten auch Rechenzentren Dienstleistungen an, die wir jetzt nicht haben, wie zum Beispiel die Finanzierung, Zwischenfinanzierung. Die Frage ist, braucht man das noch, wenn ich jetzt täglich abrechnen kann, weil natürlich der Liquiditätsfluss sich auch verändern wird. Aber ich denke, wir werden weniger Rechenzentren sehen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass das Geschäftsmodell komplett verschwindet.

Inken Große: Zumindest gegenwärtig bestehen ja noch vertragliche Vereinbarungen mit den Abrechnungsdienstleistern. Können Apotheker hier denn schon zusätzliche Vereinbarungen direkt mit den GKV treffen? Auf welcher rechtlichen Grundlage wäre das möglich?

Frank Böhme: Also ich brauch jetzt, wenn man direkt abrechnen will, überhaupt keinen Vertrag mit einer Krankenkasse. Es gilt der Arzneimittelliefervertrag nach Paragraf 129 und der Paragraf 300 SGB V. Und genau so ist auch unsere Plattform ausgerichtet. Die orientiert sich streng an diesen Vereinbarungen. Und wenn eine Apotheke jetzt unseren Dienst nutzen möchte, dann bucht sie einfach die Lösung. Das kann sie machen, zum Beispiel jetzt bei Apotechnik oder bei CGM-Lauer und dann eben demnächst auch bei Mauve. Und dann gibt es natürlich datenschutzrechtliche Vereinbarungen. Dann gibt es zusätzlich natürlich eine Dienstleistungsvereinbarung und dann kann sie im Prinzip sofort losgehen. Was sie braucht, ist ein separates Institutionskennzeichen, das beantragen wir immer mit, wenn der Dienst gebucht wird. Und dann kann die Software, die im Einsatz ist, also wenn ich jetzt bei Mauve Mailorder das System3 gebucht habe, dann gibt es wie eine Weiche und dann kann die Apotheke sich entscheide: Ich will diese Rezepte weitergeben an mein bestehendes Apothekenrechenzentrum und die Rezepte gehen weiter an die Plattform und von da an die Krankenkassen raus. Ich kann aber auch einen Teil der E-Rezepte weiter über mein Bestandsrechenzentrum laufen lassen. Aber dafür brauchen wir eben ein eigenes Institutionskennzeichen und die Erstattung der Rechnungsbeträgeerfolgt dann auf das Konto, welches bei dem neuen Institutionskennzeichen hinterlegt ist.

Inken Große: Spricht man mit Apothekern, dann hört man immer wieder, dass sie von der Bürokratie erdrückt werden. Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich außerdem mit der Einführung des E-Rezepts für die Verordnungs- und Abrechnungsprozesse? Lässt sich der bürokratische Aufwand für die Apotheker nachweislich reduzieren? Und wenn ja, natürlich,wie?

Frank Böhme: Der Aufwand reduziert sich auf jeden Fall natürlich, weil ich weniger Retaxationen bekomme. Ich habe weniger Aufwand für die Anspruchsbearbeitung. Das ist häufig auch nerviges Thema. Ich habe da jetzt eine 15 € Retaxation. Da lohnt sich es gar nicht, Anschreiben zu formulieren. Auf der anderen Seite, bei hochpreisigen Arzneimitteln, geht es natürlich sofort in die Liquidität, dann muss ich mich damit beschäftigen. Und hinzukommt, dass wir das so weit automatisiert haben: die Plattform rechnet nicht nur automatisiert ab, sondern sie erzeugt auch die Meldung an den Nacht- und Notdienstfonds. Und es stehen Schnittstellen zur Verfügung, um die Steuerberater anzubinden. Und damit kriege ich natürlich die Information. Also gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es kann Schnittstelle sein, es kann CSV-Export sein. Je nachdem, wie die Apotheke das haben möchte, gehen verordnungsbezogen bzw. rechnungsgenau die Informationen an den Steuerberater. Und das ist voll transparent, weil ich dadurch erstmalig - und das gab es in der Vergangenheit nicht - eine Zuordnung habe zwischen der erbrachten Leistung, der Rechnung und irgendwelchen Themen, was die Verbuchung angeht, oder vielleicht auch mal eine Rechnungskürzung, falls die Krankenkasse nicht mit uns abrechnet. Ich glaube, das ist noch mal ein wichtiger Punkt. Abrechnen kann ich gegenüber allen Krankenkassen und das ist auch jetzt bereits der Fall, wenn jeden Monat hier Apotheken, die direkt abrechnen, und zwar auch gegenüber den Krankenkassen, die eben unsere Plattform nicht aktiviert haben. Von daher kann es natürlich immer auch mal wieder eine Rechnungskürzung geben. Aber dann passiert eben folgendes, dass wir eine Eins-zu-eins-Zuordnung haben zwischen der Rechnungskürzung und der erbrachten Leistung. In der Vergangenheit ist das aufgrund der Prozesse und dieser Bündelung von Monatsabrechnung nicht möglich gewesen, auch weil der Prozess natürlich sehr lang dauert.

Inken Große: Durch die Nutzung der Direktabrechnung steigt die Anzahl der Transaktionen ja auch. Steigt damit nicht auch der Aufwand der Direktabrechnung im Vergleich zum bisherigen Prozess?

Frank Böhme: Nein, das ist im Prinzip ja Technologie. Und das ist so ein bisschen vielleicht wie beiWhatsApp, wissen Sie, da haben Sie auch mehr Transaktionen und trotzdem sparen Sie Zeit. Weil sie einfach sagen: Ich kann das schnell lösen, es geht auch vollautomatisch. Ich muss nicht zur Post gehen. Ich muss kein anrufen, Telefonnummer suchen und so weiter. Und so ähnlich müssen Sie sich das vorstellen. Wie macht es die Scanacs-Plattform? Es läuft vollautomatisch. Das ist reine Technologie und da muss man auch nicht ständig händisch eingreifen.

Inken Große: Cool. Wir führen natürlich immer Kritiker ins Feld, und die führen ins Feld, dass ein derartiger innovativer Prozess, eine hohe Adaption der Apotheke und ein hohes Maß an Eigenverantwortung verlangt. Was würden Sie dagegenhalten?

Frank Böhme: Ich sag mal so: ein Apotheker oder eine Apothekerin sind eingetragene Kaufleute. Und Eigenverantwortung ist, glaube ich, gar nichts, was die Leute abschreckt, sondern im Gegenteil. Man hat in der Vergangenheit gesehen, wenn ich manchmal zu stark auf irgendwas vertraue, könnte das später ein Problem darstellen, gerade heutzutage in der aktuellen Wettbewerbssituation. Und von daher sehe ich das als unkritisch. Was die Adaption angeht, kann ich Ihnen sagen, in fünf Minuten haben Sie die Zuzahlungsprüfung eingeschaltet und in 15 Minuten die Direktabrechnung. Also Sie müssen natürlich einmal den Antrag stellen. Sie brauchen das Institutionskennzeichen. Wenn die Daten aber alle vorliegen und das ist ja das, was wir gerade mit den Kollegen von Mauve hier uns angucken, dann, ich kann jetzt nur aus Erfahrung berichten, wie das jetzt bei den anderen Software-Systemen geht, 15 Minuten, maximal 30 Minuten, dann ist die Direktabrechnung an. Aber sie müssen dort natürlich ein Zertifikat hinterlegen, damit die Mauve-Lösung dann zum Beispiel mit der Scanacs-Plattform spricht. Sie müssen dort auch ein Passwort hinterlegen und solche Dinge. Das ist also wirklich nicht zeitkritisch und dann können Sie sofort starten. Also sehe ich keinen großen adaptiven Aufwand, weil der Rest tatsächlich, wie die Meldung an den Nacht- und Notdienstfondund Abrechnung vom Hersteller abhängt. Das sind Dinge, das macht die Plattform vollautomatisch.

Inken Große: Toll. Ich möchte zum Schluss noch einmal auf die von Ihnen entwickelte Lösung zurückkommen. Wie kann der Apotheker die Scanacs-Lösung konkret nutzen? Lässt sich ihre Lösung in die vorhandenen Apothekensysteme einbinden bzw. was benötigt der Apotheker, um Ihre Lösung einzusetzen? Was können Sie ihm anbieten?

Frank Böhme: Also der muss natürlich einen Dienst buchen. Unsere Lösung ist so gebaut, dass wir sagen, sie soll sich voll in die Prozesse der Apothekenlandschaft integrieren, damit ich eben keine Brüche habe, damit sie auch die Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter im Alltag nahtlos unterstützt. Das heißt, wir brauchen definitiv einen Kooperationsvertrag mit dem bestehenden Softwarehaus, das genutzt wird, also zu dem Wirtschaftssystem, weil wir dann natürlich verschlüsselt Informationen austauschen können. Dann können wir auch die Schnittstellen so anpassen, dass die beiden Lösungen miteinander sprechen können unddann brauchen wir natürlich hier einen entsprechenden Vertrag, den wir nicht mit der Apotheke schließen müssen, sondern eben Mauvezum Beispiel und die bringen ein eigenes Angebot raus zum Thema Direktabrechnung oder Verordnungsprüfung und oder Forderungsprüfung. Da kann man dann auch wählen, das werden wir sehen. Und wenn das gebucht ist, dann findet die Verbindung statt zwischen den beiden Schnittstellen. Und dann kann man im Prinzip sofort mit der Direktabrechnung loslegen.

Inken Große: Da Apotheker ja in der Regel keine Programmierer sind. Wie userfreundlich ist Ihr System? Braucht man eine Schulung zur Nutzung oder reicht eine einmalige Einweisung?

Frank Böhme: Wenn Sie mich so fragen. Ich glaube, das ist intuitiv. Wir machen trotzdem immer eine kurze Einweisung dazu. Also die Direktabrechnung, das sieht man auch, das ist im Prinzip wie einOnlineportal, wie Onlinebanking und da sind jetzt zwei, drei Kacheln, die sie benötigen für die Zuzahlungsprüfung zum Beispiel oder eben für die Direktabrechnung. Und bei der Direktabrechnung, wenn Sie da drauf gehen, haben Sie einen Reiter für die eingegangenen Rezepte, zum Beispiel aus dem Mauve System raus. Was ist auffällig gewesen? Was ist zur Abrechnung bereit? Was habe ich vielleicht auch zurückgegeben? Also man kann auch stornieren, theoretisch und was an die Wawi zurückgeben, wenn ich doch noch irgendwie etwas entdeckt habe und dann natürlich die Abrechnung absenden. Das ist sehr intuitiv gemacht. Aber wir sehen das als unsere Pflicht, im Sinne eines guten Services dort einfach kurz Unterstützung zu geben. Aber das haben sie auch in 15 Minuten kurz erklärt.

Inken Große: Und vielleicht noch für jeden wirtschaftlich denkenden Menschen eine sehr wichtige Frage. Was kostet es, Ihre Lösung zu nutzen? Handelt es sich um ein Transactions-Modell oder gibt es einen Festpreis?

Frank Böhme: Also das ist ein transaktionsbezogenes Modell. Wir haben das mit den einzelnen Partnern ganz unterschiedlich abgestimmt. Da gibt es Modelle, wo ich einfach eine Grundgebühr bezahle von 10 € zum Beispiel und jede Transaktion kostet dann Geld zwischen acht und 10 Cent ist das. Es gibt aber auch Modelle, wo wir sagen, du zahlst eine Mindestgebühr, hast aber ein Budget zum Beispiel. So, und da will ich jetzt gar nicht vorweggreifen, weil wir da gerade in der Abstimmung sindmit den Kollegen von Mauve. Ich glaube, das wird total spannend. Es ist aber so, dass natürlich jede Kundengruppe auch ihre eigenen Bedürfnisse hat. Und wir wollen uns jetzt ausdrücklich nach den Partnern richten. Und deswegen haben wir transaktionsbezogene Lösungen, weil wir natürlich davon ausgehen, wir haben einen Prozess gebaut und der ist komplett entkoppelt von dem Wert des Arzneimittels, das abgegeben wird. Und von daher ist das etwas, was wir jeweils individuell abstimmen.

Inken Große: Ja, das war ein schönes Schlusswort, denn damit sind wir auch schon wieder am Ende einer sehr, sehr hochinteressanten Podcast Folge. Vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und uns das so wunderbar auseinandergesetzt haben und vor allen Dingen erklärt haben. Hochkomplex. Als ich mich eingelesen habe, Chapeau an alle, die in dieser Branche damit zu tun haben. Das war wirklich nicht ohne. Und ach ja, um noch ein klein bisschen Werbung zu machen. Mehr Informationen und Videos zu Produkten und Lösungen von Mauve finden Sie auf mauve.de, auf dem YouTube Kanal und natürlich auch auf Facebook - speziell in der Mauve User Group, auf Instagram und LinkedIn ist Mauve selbstverständlich auch und nicht zu vergessen die monatliche Ausgabe Today is News Day, der Newsletter von Mauve. Am besten, Sie abonnieren gleich alle Kanäle. Damit sind Sie immer rundum gut informiert. Nochmals vielen lieben Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Frank Böhme: Gerne, ich bedanke mich, dass ich dabei sein durfte.

Inken Große: Immer wieder gerne. Ich bin Inken Große und für heute sage ich Auf Wiederhören. Bleiben Sie gesund und bis demnächst.

 

Schlagwörter: news Turmtalk-Podcast Mai 2023
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