Christian Mauve und seine Mitarbeiter haben es schon immer gespürt, dass es etwas besonderes ist, im Wasserturm am Laurentiusweg zu arbeiten. Jetzt ist es amtlich. Mit der Enthüllung der Geschichts- und Denkmaltafel hat der Steeler Archiv-Verein im Beisein des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters die historische Bedeutung des Wasserturms für Steele öffentlich gewürdigt. Anschaulich erläutert die Geschichts- und Denkmaltafel die Entstehung und Geschichte des mittlerweile 120 Jahre alten, denkmalgeschützten Wasserturms.
Der historisch interessierte Leser findet nachfolgend den Text der Geschichts- und Denkmaltafel:
Der Steeler Wasserturm
In alter Zeit erfolgte die Versorgung der Steeler Bürger mit Trinkwasser durch die Entnahme aus Brunnen und Quellen. Durch den Ausbau des Bergbaus senkte sich allerdings der Grundwasserspiegel immer mehr ab. Als die Versorgung der Bürger nicht mehr sichergestellt war, wurde 1865 aus privaten Mitteln eine Wasserleitung angelegt, die die Quellen innerhalb des Stollens der Zeche Deimelsberg an der Westfalenstraße erfasste und in die Stadt Steele leitete. Dort konnten aber nur einige Häuser angeschlossen werden, außerdem war wegen des geringen Leitungsdrucks nur die Versorgung von Erdgeschoss-Wohnungen möglich.
Daher wurde 1869 an der Ruhr gegenüber der Zeche ein Brunnen angelegt und auf der Höhe am Laurentiusweg ein unterirdisches Hochbassin gebaut. Die Anlagen wurden 1871 in Betrieb genommen und 1875 waren alle Häuser an das Rohrnetz angeschlossen. Ebenfalls wurden Hydranten für die Feuerwehr eingebaut.
Durch den schnellen Anstieg der Einwohnerzahlen und die wachsende Industrie war jedoch 1895 die Kapazitätsgrenze der Anlagen erreicht. Zur Erhöhung des Wasserdrucks für die höher liegenden Stadtteile wurde in der Nähe des Bassins auf dem höchsten geografischen Punkt in Steele ein Wasserturm erbaut. Die Stadt Steele errichtete dazu am Bahnhof Steele –Süd ein neues Pumpwerk.
Der Sockel des Wasserturms ist aus Ziegelsteinen gemauert und oben ein stählerner Intze-Behälter mit einem Fassungsvermögen von 1 Million Litern aufgesetzt worden. Eine Wendeltreppe mit 126 Stufen führte in den oberen Bereich des Wasserturms. Der maximale Wasserstand lag bei 25,5 m über dem Boden.
Ab dem 1. Mai 1898 wurde das Wasser von den Brunnen an der Ruhr mit großen dampfbetriebenen Pumpmaschinen aus dem Pumpwerk an der Westfalenstraße in den neuen Wasserturm gefördert und von dort in das Leitungsnetz der Stadt Steele verteilt. Die Anlage war so leistungsfähig, dass auch die Gemeinden Stoppenberg, Frillendorf und Schonnebeck mit Wasser versorgt werden konnten.
Nach jahrzehntelangem erfolgreichem Betrieb fand eine Neuregelung der Essener Wasserversorgung statt, zu der der Steeler Wasserturm nicht mehr benötigt wurde. Er stand 1984 zum Verkauf und wurde von der Firma Kalenborn erworben. In Abstimmung mit der Denkmalbehörde folgten eine sehr aufwendige Restaurierung und ein Umbau zu einem Ausstellungs- und Bürogebäude mit 600 qm Nutzfläche auf sechs Ebenen. Die Arbeiten konnten 1988 abgeschlossen werden. Seit 1987 steht der Steeler Wasserturm unter Denkmalschutz. 2008 fanden umfangreiche Korrosionsschutz-Maßnahmen am Wasserbehälter statt.
2006 erwarb Christian Mauve den Wasserturm, der seitdem den Software-Programmierern der Mauve Mailorder Software GmbH & Co. KG als Arbeitsplatz dient. Auf sieben Etagen entwickeln seine Mitarbeiter technologisch anspruchsvolle Lösungen zur Digitalisierung der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Mit den Mauve ApoShops als Teil der Digitalisierungsstrategie ist Mauve seit 2013 Marktführer bei Online Apotheken-Versandhandelslösungen.