Die Online-Apotheken vitalix.com und apomagic.de (beide Mauve ApoShop-Kunden) lassen sich so schnell nicht hinters Licht führen. Als einzige beide Apotheken sind sie nicht auf die gefälschten Privatrezepte hereingefallen, mit denen das Verbraucherportal testberichte.de versucht hat, verschreibungspflichtige Arzneimittel zu bestellen. Acht von Zehn zufällig (über Preisssuchmaschinen) ausgewählten Apotheken haben anstandslos geliefert, ohne dass ihnen offensichtliche Ungereimtheiten aufgefallen sind.
Um den äußeren Schein zu wahren, hatte das Verbraucherportal online Vordrucke für Privatrezepte erworben und sich einen entsprechenden Stempel für die fingierte Arztpraxis anfertigen lassen. Die Rezepte wurde handschriftlich ausgefüllt, die Telefonnummer des behandelnden Arztes fehlte, der Name des Arztes und die Adresse waren frei erfunden und im Internet nicht recherchierbar, die Adresse des Patienten und des Arztes waren identisch und im Bestellvorgang wurde eine erfundene Telefonnummer angegeben. Das Paket ließ sich die Testperson an einen gewählten Paketshop liefern.
vitalix24.com hat die Echtheit des Rezepts angezweifelt, da sie den behandelnden Arzt über das Ärzteverzeichnis nicht gefunden haben, keine Telefonnummer haben finden können und auch keinen Arzt unter der genannten Adresse haben recherchieren können. Aufgrund der Zweifel der Apotheke wurde der Test abgebrochen.
apomagic.de war aufgefallen, dass die Testperson die gleiche Adresse wie der behandelnde Arzt hat und um Ergänzung der Telefonnummer gebeten. Auch nach Rückfrage hat apomagic.de auf einer Telefonnummer des Arztes bestanden. Diese Telefonnummer wurde von der Testperson nicht geschickt. Die Hartnäckigkeit der Apotheke führte dazu, dass der Test bei dieser Versandapotheke ebenfalls abgebrochen wurde.
Der sorglose Umgang mit den vorgelegten gefälschten Rezepten, bzw. die mangelhafte Prüfung der gefälschten Privatrezepte allein als ein Mangel in der Prüfungskette der Online-Apotheken darzustellen, ist sicherlich zu kurz gesprungen, da die eingebauten Ungereimtheiten und Falschangaben zu offensichtlich waren. Auch ein Apotheker in der Offizin-Apotheke ist nicht in der Lage, im Bruchteil einer Sekunde zu erkennen, ob der ausstellende Arzt real ist. In jedem Fall ist der Test eine Steilvorlage für die Befürworter des elektronischen Rezepts.
Auch das Verbraucherprotal testbericht de kommt in seinem Fazit zu einem ähnlichen Schluss: „Denn die hohe Verfügbarkeit für rezeptpflichtige Medikamente liegt unserem Erachten nach an den fehlenden Formvorschriften, die die Apotheken im Zweifel in die Rolle eines privaten Ermittlers drängen. Das gilt für lokale Apotheken genauso wie für Versandapotheken. Mit nur wenig Aufwand wäre es möglich gewesen, eine einfache Webseite für eine fiktive Arztpraxis aufzusetzen. Ebenso hätte unsere Testperson auch einen echten Arztnamen wählen können und lediglich für etwaige Rückfragen die Telefonnummer auswechseln können. Oder einfach die echten Kontaktdaten eine echten Arztes verwenden können.“